Kein Weihnachten ohne Ostern
Flashmob auf dem Leopoldsplatz in Pforzheim
Jetzt sind sie total durchgedreht! Eine Horde als Osterhasen verkleideter junger Christen „rennt“ in der Adventszeit durch Fußgängerzonen und Einkaufszentren – so geschehen am Samstag, den 05.12.2015 in Pforzheim. Reicht es denn nicht, dass es in vielen Geschäften schon Anfang Oktober Weihnachtssüßigkeiten zu kaufen gibt? Scheinbar müssen nun auch noch die Christen den Kalender durcheinanderwerfen und in der Adventszeit schon an Ostern erinnern. Bitteschön: Alles zu seiner Zeit!
Die Uhr auf dem Leopoldsplatz vor dem Industriehaus zeigt 14 Uhr an, da platziert sich vor ihr, wie aus dem Nichts, ein junger Mann im Osterhasenkostüm auf seinem Cajon und beginnt einen Rhythmus zu schlagen. Allein. Noch.
Aus allen Straßenzügen schwärmen weitere 50 Osterhasen hinzu, bis sie auf einen Schlag gemeinsam zu Boden sinken. Schnell hat sich eine schaulustige Menschentraube um das Schauspiel gesammelt und wartet gespannt, was nun folgen wird. Es ist still geworden. Die Osterhasen verharren auf dem Boden. Dann beginnt der zweite Teil des sogenannten Flashmobs. Ein rosa Osterhase erhebt sich aus der Masse und beginnt, die Zeilen zu singen: Amazing grace how sweet the sound. That saved a wretch like me. I once was lost, but now I’m found. Was blind, but now I see. (Unglaubliche Gnade, wie süß der Klang. Der einen Verlorenen wie mich errettete. Einst war ich verloren, doch nun bin ich gefunden. War blind, doch nun kann ich sehen.) Nach und nach stimmen die umliegenden Osterhasen als Chor in das besinnliche Lied „Amazing grace“ von John Newton mit ein.
Der letzte Ton verstummt und die sichtbar bewegten Passanten applaudieren. Und die Osterhasen? Sie sind so schnell wieder weg, wie sie gekommen sind. Was bleibt? Neben der gesellschaftskritischen Anspielung auf das entwurzelte Weihnachtsfest, bei dem es eigentlich egal ist, ob man zu Weihnachten den Weihnachtsmann, den Osterhasen oder in Zukunft meinetwegen den Waschbären als Markenzeichen des Festes wählt, bleibt das gewählte Statement: „KEIN WEIHNACHTEN OHNE OSTERN“. Ein Statement, dass es in sich hat. Wäre Jesu nicht gestorben und auferstanden (Ostern), dann würden wir auch nicht die Geburt Jesu feiern (Weihnachten). Was für einen Grund hätten wir sonst? Jesus wäre eine unbedeutende Person geblieben. Durch die Auferstehung aber ist er nach christlichem Verständnis zum Dreh- und Angelpunkt der Weltgeschichte geworden. Durch die Brille von Ostern gesehen, lässt sich zu Weihnachten sagen: Gott ist Mensch geworden. Für Sie und für mich.
In diesem Sinne: Frohe Wosternachten!
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