Sechs Thesen

1. Jesus Christus, der Sohn Gottes
Matthäus 16,16: Petrus sagte zu Jesus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“

Ich bezeuge, dass uns in dem Zimmermannssohn Jesus von Nazareth Gott selber begegnet. Um seiner Liebe zu uns Menschen willen, erniedrigt er sich, setzt sich unserem Menschsein aus, –  bis zum Tod am Kreuz. Durch seine Auferstehung gibt es für jeden einen Weg zum ewigen Leben.
Ich respektiere, wenn das Bekenntnis zur göttlichen und menschlichen Natur von Jesus für viele Fragen aufwirft, die in mancher Hinsicht wohl auch nicht letztlich zu beantworten sind. Die Menschwerdung Gottes, als Ausdruck seiner Liebe zu uns, bleibt immer auch ein Geheimnis – nicht um darüber zu spekulieren, sondern um anzubeten.
Ich widerspreche allerdings, wenn verkündigt und gelehrt wird, Jesus Christus sei lediglich als bedeutender Mensch anzusehen, der uns in vorbildlicher und inniger Weise seinen Glauben an Gott vorgelebt habe. Und alles, was im Neuen Testament über sein göttliches Handeln und seine Auferstehung berichtet werde, seien nachträgliche „Erfindungen“ der ersten Christen, die so die Bedeutsamkeit seiner Botschaft unterstreichen wollten.

2. allein Jesus Christus ist Rettung
Hebräer 1,1-3: Viele Male und auf verschiedenste Weise sprach Gott in der Vergangenheit durch die Propheten zu unseren Vorfahren. Jetzt aber, am Ende der Zeit, hat er durch seinen eigenen Sohn zu uns gesprochen. (Neue Genfer Übersetzung)
Apostelgeschichte 4,12: In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden.

Ich bezeuge nochmals: In Jesus von Nazareth ist der ewige Gott Mensch geworden. Durch seinen stellvertretenden Tod am Kreuz und durch das Wunder seiner Auferstehung ist Jesus Christus einzigartig. Allein an ihm entscheidet sich Heil und Rettung für alle Menschen.
Ich respektiere, dass der lebendige Gott auch in anderen Religionen geahnt, gesucht und verehrt werden kann. Dieses allen Menschen eigene Wissen um Gott achte ich. Es widerspricht dem Geist unseres Herrn Jesus Christus Menschen anderen Glaubens überheblich oder abschätzig zu begegnen.
Ich widerspreche allerdings wenn verkündigt und gelehrt wird, dass es neben Jesus Christus noch andere Wege zum Heil und zur Erlösung gibt.

3. allein durch Glauben
Epheser 2,8: Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.
Markus 16,16: Jesus Christus spricht: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“

Ich bezeuge, dass nicht unser Tun und unser  Bemühen uns das Heil und die Rettung aus dem Gericht Gottes erschließt, sondern allein die Gnade Gottes in Jesus Christus. Er hat das gerechte Gericht Gottes auf sich genommen und uns ewiges Leben zugesprochen. Das dürfen und sollen wir im Glauben voll Vertrauen annehmen.
Ich respektiere alles Bemühen in Lehre und Verkündigung diese „frohe Botschaft“ allen Menschen immer wieder und auf vielfältige Weise zuzusprechen, beiden: denen die in falscher Selbsteinschätzung auf die eigene Leistung bauen; und denen, die an ihrem Scheitern verzweifeln.
Ich widerspreche allerdings, wenn in Lehre und Verkündigung der Kirche der Eindruck erweckt wird, dass allen Menschen, auch ohne den Glauben, ohne das Vertrauen in Jesus Christus, das Heil Gottes gelte und somit Buße und Umkehr letztlich belanglos wird.

4. Mission und Evangelisation
Matthäus 28,18-20: Jesus Christus spricht: „Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Ich bezeuge, dass es ausdrücklicher Wille unseres Herrn und wesentliche Aufgabe seiner Gemeinde und aller Christen ist, das Evangelium weiterzusagen und Menschen zum Glauben an Jesus Christus einzuladen. Jeder Mensch, wer auch immer er ist, hat das „Recht“, diese Einladung zu hören.
Ich bekenne, dass dies in Vergangenheit und manchmal auch noch in der Gegenwart in einer Weise geschehen ist und geschieht, die dem Geist der Liebe unseres Herrn Jesus Christus widerspricht. Mission und Evangelisation verträgt sich niemals mit Zwang, erst recht nicht mit Gewalt. Sie geschieht auch niemals in einer Haltung der Überlegenheit und des Besserwissens. Einladung zum Glauben an Jesus Christus respektiert immer die Freiheit des anderen auch „nein“ zu sagen.
Ich widerspreche aber der Meinung, dass Mission und Evangelisation Ausdruck von Intoleranz und Respektlosigkeit gegenüber den Überzeugungen anderer seien und man sie deshalb aussetzen, bzw. ganz unterlassen müsse.

5. allein die Schrift
2. Timotheus 3,16: Die ganze Heilige Schrift ist von Gott eingegeben. Sie soll uns unterweisen; sie hilft uns, unsere Schuld einzusehen, wieder auf den richtigen Weg zu kommen und so zu leben, wie es Gott gefällt. (Hoffnung für alle)

Ich bezeuge, dass uns der lebendige Gott in seinem Zuspruch und Anspruch im Wort der ganzen Heiligen Schrift begegnet. Ihre Mitte ist Jesus Christus. Er ist Gottes Wort in Person. Dort wo dieses Wort treu weitergegeben und verkündigt wird, wird es bekräftigt durch den Heiligen Geist, wirkt Glauben und Vertrauen, deckt Schuld auf, tröstet und macht Vergebung gewiss, – und gibt Orientierung zu einem Leben, das dem Willen Gottes entspricht.
Ich respektiere, dass die Bibel gleichzeitig die Zeitumstände und die Persönlichkeit der Menschen widerspiegelt, die an ihrer Abfassung beteiligt waren; auch dass die literarische Gestalt der biblischen Bücher sehr unterschiedlich ist. Die Bibel ist in diesem Sinne immer auch ganz menschlichen Ursprungs. Weiter respektiere ich jede Bemühung, den eigentlichen Sinn der biblischen Aussagen in ihrem geschichtlichen Zusammenhang und ihrer literarischen Tradition besser zu verstehen.
Ich widerspreche jedoch der Haltung, wie sie weithin in der theologischen Wissenschaft gelehrt wird, nach der eine Offenbarung Gottes als außergewöhnliches Eingreifen in diese Welt schon von vorneherein ausgeschlossen wird. Es ist der Besonderheit der Heiligen Schrift in keiner Weise angemessen, wenn gefordert wird, man dürfe die Bibel ausschließlich mit den gleichen historisch-kritischen Methoden bearbeiten wie alle anderen historischen Texte auch.

6. von der Wahrheit
Johannes 14,6: Jesus spricht: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Johannes 1,17: Die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

Ich bezeuge die Wahrheit und Zuverlässigkeit der Offenbarung Gottes in Jesus Christus. Seiner Gnade und dem Zuspruch der Vergebung kann ich gewiss sein. Gottes Weisheit und seine Fürsorge für die Menschen gilt.
Ich respektiere, dass Wahrheit in biblischem Sinne immer ein Beziehungsgeschehen ist und nicht ein „Ding“, das der eine hat und der andere nicht. Das biblische Verständnis von Wahrheit ist von daher immer auch ein Hinterfragen aller menschlichen Wahrheiten, die wir zu haben meinen. Nicht ich habe die Wahrheit, sondern die Wahrheit hat mich.
Ich widerspreche aber, wo ein solcher postmoderne Subjektivismus, wonach es keine allgemeingültigen Wahrheiten gibt, Eingang in Lehre und Verkündigung der Kirche findet. Dieses „moderne Wahrheitsbewusstsein“ sei maßgeblich auch für das Christsein in unserer Zeit. Jeder könne und müsse deshalb selbst entscheiden, was er persönlich für das Wesentliche einer christlichen Existenz hält.

Eine solche Haltung wirft uns im Letzten wieder auf uns selbst zurück und legt uns die Last auf, uns aus eigener Kraft erlösen zu müssen.

(Günther Wacker, Pfarrer)